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Kdo jsem

HRP - Tag 29 Teil 2

Bonus – Ivan!

04.9.2024

Ich klopfe an das erste Hotel, es ist geschlossen. Versteckt unter dem Vordach schaue ich auf die Karte und suche nach geeigneten Infrastrukturen, in die ich einbrechen könnte, als ein Typ aus dem Hotel kommt, die Tür öffnet und mich fragt, ob ich einen heissen café con leche möchte. In meinem nicht vorhandenen Spanisch werfe ich ihm ohne zu zögern ins Gesicht: «posso (ich zeige auf mich) dormire (ich falte die Hände unter meinem Gesicht) aquí par terra (ich zeige auf den Boden des Restaurants)?» «Claro», antwortet er ruhig. Wartet mal, WAS ?? IST DAS IM ERNST ?? Ich gehe schnell hinein, ziehe alle nassen Sachen aus und ziehe die Hausschuhe an, um jegliche Missverständnisse zu vermeiden und um zu verhindern, dass der Typ plötzlich seine Meinung ändert.

Aber ich hatte umsonst Angst. Der Typ ist hier – Ivan, und sein Chef – El Jefe. Ich bekomme Kaffee mit Milch und Zucker, der wirklich heiss ist und der beste, den ich auf dem Trail getrunken habe!, und ein warmes Schokoladenküchlein – französischen moelleux au chocolat. Sie reden eine Weile darüber, ob sie mir auch ein Bier anbieten sollen, lehnen es dann aber ab, weil ich ganz nass bin, mir kalt ist und das Bier kalt ist. So viel Spanisch verstehe ich also. Schade :)

El Jefe verlässt uns dann und Ivan fragt mich, ob ich noch einen Kaffee möchte. «JA». Er bringt mir automatisch noch ein Schokoladenküchlein dazu. «Willst du mel i mató probieren?» Ich habe keine Ahnung, was das ist, aber ich sage JA. Der arme Ivan hat keine Ahnung, in was für eine Situation er sich da gebracht hat. Heute wird er von mir kein NEIN hören :)) Mel i mató ist ein katalanisches Dessert – eine Art Hüttenkäse mit Honig übergossen. Er bringt mir eine riesige Portion wie für drei Personen, ich verspeise aber natürlich alles.

Ivan und ich unterhalten uns, obwohl ich kein Spanisch spreche und er nur Spanisch spricht :) Aber ich verstehe ihn ein bisschen, er kommt mit meinem primitiven Italienisch zurecht, und manchmal werfen wir etwas in den Übersetzer und am Schluss wird es zu einer tollen Unterhaltung. Das Hotel ist im Sommer und im Winter geöffnet, Ivan wird jetzt bis zum Beginn der Wintersaison allein hier sein und wird das ganze Hotel putzen, reparieren und streichen. 

Es ist ein schönes altes Berghotel mit Holzvertäfelung und historischen Fotos an den Wänden. Es gefällt mir hier und ich bin froh, dass Ivan mir aufgemacht hat und ich hier nicht einbrechen musste :))

Okay, ich bin fertig mit dem Abendessen, es ist Zeit fürs Bett. Ivan weigert sich strikt, mich auf dem Boden des Restaurants schlafen zu lassen, weil es da nicht warm ist und ich nachts kalt haben werde !! Nach einem kleinen Konflikt, den ich hoffnungslos verliere (ich habe versucht, ihm NEIN zu sagen, weil er schon so viel für mich getan hat und der Boden mir reichen würde!), nimmt er mein Haus, geht nach oben und ich habe keine andere Wahl, als ihm zu folgen. Ich schlafe heute Nacht in meinem eigenen Zimmer, das in der Saison vom Personal benutzt ist. Und das ist noch nicht alles.

Ivan hat mir Kaffee und ein Bett gegeben, dazu eine richtige Decke und Bettwäsche. Es wird also meine zweite Nacht auf dem Trail in einem Bett mit richtiger Bettwäsche! Er zeigt mir das Badezimmer und bringt mir mein eigenes Head & Shoulders Shampoo und Duschgel. DAS IST DAS ERSTE MAL, DASS ICH MEINE HAARE MIT ECHTEM SHAMPOO WASCHE, wenn man die bunte Hotelseife in Benasque nicht mitzählt. Er zeigt mir, wo die Waschmaschine steht, damit ich all meine nassen Sachen waschen kann, und bringt mir ein Waschpulver mit Marseille-Seife, die so gut riecht! Während ich die nassen Sachen in meinem Zimmer aufhänge, bringt er mir einen elektrischen Heizofen und einen grossen Ventilator und schaltet alles ein, damit mir nicht kalt wird und damit alles schnell trocknet. Ah, ich bin maximal bewegt. Danke, Ivan!

Ivans Duschgel riecht nach Chai-Tee und ich fühle mich, als würde ich mich unter der Dusche mit Weihnachten einseifen. Nach einem Tag, an dem ich all meine Energie und meinen Humor verbraucht habe und dachte, ich hätte meine allerletzte Nacht vor mir, liege ich nun im Bett, bin sauber, satt und mit frisch gewaschener Wäsche.

Ivan veranstaltete ein pyrenäisches Weihnachtsfest für mich und schenkte mir Liebe. Ich hatte es auf keinerlei Weise verdient, und er wollte nichts dafür. Alles, was ich dafür tun musste, war es zu probieren, eine geschlossene Tür zu öffnen. Und es spielte nicht mal eine Rolle, dass sie am Anfang zugesperrt war.

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