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Kdo jsem

HRP - Tag 32

Heute ist alles Mordor

07.9.2024

Das Refugio verlasse ich erst kurz vor zehn Uhr. Ich habe mich mit Estelle unterhalten, die die HRP in entgegengesetzter Richtung macht, und mir einige schöne Schutzhütten und Refugios empfohlen hat. Ich habe auch noch einmal geduscht und mir die Haare gewaschen. Nicht, dass das nötig gewesen wäre, aber eine HEISSE DUSCHE MUSS AUSNUTZEN !! :))

Ich habe 1200 Meter bergauf bis zum ersten Pass. Ich fühle mich komisch. Ich saß den ganzen Tag in diesem ekelhaften Refugio und es ärgert mich, dass ich so viel Zeit dort verbracht habe. Es war überhaupt kein schöner Ort !! Außerdem habe ich Hunger und bin sauer auf mich selbst, weil ich dem Hüttenwart gestern Abend beim Abendessen nicht gesagt habe, dass ich mehr Essen möchte. Ich habe 18,50 Euro für ein halbes Omelett und eine kalte Suppe bezahlt, nachdem ich den ganzen Tag in einem dreckigen Refugio bei fünfzehn Grad unter einer ekelhaften Decke gesessen habe, der nicht einmal eine Waschmaschine mehr helfen kann. Wisst ihr, wie viele Kuchen und Kekse ich für achtzehneinhalb Euro kaufen kann? WIRKLICH VIELE, und die schmecken sicher besser als ein blödes Omelett.

Aquapark

Mein Körper hingegen funktioniert trotz meines mentalen Zustands so, als hätte er gestern vier Omeletts gegessen. Am Pass Coll de Cornella, 2482 m, bin ich bereits in drei Stunden, was einem Anstieg von 400 m pro Stunde entspricht. Das ist wirklich schnell für achteinhalb Kilometer. Nach dem großen Regen ist hier alles nass und überschwemmt, und ich überquere viele angeschwollene Flüsse. ICH WATE DURCH ÜBERSCHWEMMTE FURTEN und hoffe, dass die Strömung wenigstens meine schlechte Laune vertreibt, wenn ich nicht ganz hineinfalle. Hier im Nationalpark ist es heute wie in einem nationalen Wasserpark.

Überschwemmtes Mordor

Auf der Hochebene, die ich über den Pass betrete, herrscht MORDOR-WINTER. Der Wind bläst hier sehr stark, für heute waren auch noch bis zu hundert Stundenkilometer gemeldet. Ich überhole die Schotten Bruce und Collin, die hier bei dem Hundewetter ihr Mittagessen kochen und dabei aussehen, als säßen sie an einem Strand in der Karibik. Ich wünschte, ich hätte auch ihr kaltes schottisches Blut, und um mir diesen Wunsch zu erfüllen, zittere ich rituell am ganzen Körper :))

Ich gehe weiter, laufe schnell durch die Kälte und wate durch die angeschwollenen Flüsse. An einem Fluss stelle ich einen Fuß auf einen nassen Stein, stütze mich auf die Stöcke, trete auf einen anderen Stein und … AAAAAAH ICH FALLE !! 

Mit einem Bein stehe ich im Fluss, der andere ist in der Luft, ich habe mir das Knie angeschlagen, liege auf dem Bauch auf einem großen Stein und kann mich kaum bewegen. ECHT SUPER.

Als ich es schaffe, aufzustehen, überprüfe ich den Schaden und das Schlimmste ist zum Glück nur ein nasser Schuh. Ich denke an Rafal, Marek, Julien und Alexia, die hier gestern im Regen und bei Windstärken von hundertdreissig Kilometer pro Stunde waren. Ich verstehe nicht, warum sie es bei diesem Wetter überhaupt gemacht haben, und ich hoffe, dass ihnen nichts passiert ist. Das überflutete Mordor muss gestern sehr anstrengend gewesen sein! Ich bin froh über meine Entscheidung, gestern im Refugio zu bleiben. Auch wenn die Mordor-Hütte null war, so war sie doch wenigstens trocken.

Seewasserfälle

Ich überquere einen weiteren Pass, den Coll de Calberante, 2608 m, und ES IST SCHON WIEDER SCHÖN HIER, auch wenn es kalt ist und der eiskalte Sturmwind weht! Es gibt mehrere Seen auf verschiedenen Ebenen und einen Fluss mit vielen Wasserfällen, der zwischen ihnen fließt. Schade, dass sie nicht diese großen Ringe mit einem Loch in der Mitte vermieten, wo es doch so einen tollen Wasserpark gibt!

Ein schnelles Mittagessen mache ich im Refugio Enric Pujol, das ich in meine Liste der tollsten Refugios aufnehme, die ich bisher gesehen habe.

Leider habe ich heute keine tiefgründigen Überlegungen für euch, denn ICH GEHE EINFACH NUR STÄNDIG SCHNELL WEITER und denke über gar nichts nach. Meine ganze Energie konzentriere ich darauf, SO SCHNELL WIE MÖGLICH AUS DIESEM STURMWIND WEG ZU SEIN !!

Ich steige durch das ganze Tal hinunter bis zum Dörfchen Noarre. Gerade als ich mich entscheide, ob ich hier übernachte oder noch fünfhundert Meter weiter zu der schönen Hütte aufsteige, die Estelle mir empfohlen hat, sehe ich die Jungs! Marek und Julien sind da, lächeln mich an und es geht ihnen gut. Ich bin so froh, dass sie gestern nicht von Saurons Wind fortgeblasen wurden.

Wissen, Entscheidungen zu treffen

ALSO, WAS IST PASSIERT :)) Gestern lief die ganze Gruppe etwa achthundert Meter bis zum Pass hoch, wo sie beschlossen, dass das Wetter doch zu schlecht war, und gingen den ganzen Weg wieder runter. Sie fanden ein weiteres Refugio, von dem keiner von uns wusste, dass es dort war, und gingen dorthin. Sie beruhigten sich, und der ganze Entscheidungsprozess begann von vorne! Marek und Julien bleiben, und Rafal und Alexia GEHEN WIEDER HINAUF. Sie werden in dieser irdischen Hölle biwakieren. Ich fasse mir an den Kopf und begreife es nicht. Jetzt sind sie angeblich im nächsten Refugio nach meiner Hütte und die Jungs möchten sie heute noch einholen. Aber sie würden erst in der Nacht ankommen !!

Jedenfalls freue ich mich so sehr, sie zu sehen, dass wir alle zusammen im Eiltempo zur Hütte aufbrechen. Die fünfhundert Höhenmeter machen wir in nur einer Stunde zwanzig. Was ist heute mit meinem Körper los? 

Marek erzählt mir von dem anderen Refugio Del Fornet, das, wie er sagt, schön, gemütlich und SAUBER ist. Zum Abendessen gab es eine große Hühnerkeule mit Reis, und die Hüttenwirte sind ein sehr nettes Paar aus der Slowakei und der Tschechei. Ich beneide sie laut. Wenn ihr mal da sein solltet, dann geht bitte dorthin und NICHT IN DAS SCHRECKHAUS DIREKT IM DORF!

Wärme

Die Hütte ist wirklich schön, drei Franzosen aus Toulouse sind hier und sie haben den Ofen angeheizt. ICH WERDE ZUM ERSTEN MAL IN DREI TAGEN AUCH AUSSERHALB DER DUSCHE UND DES SCHLAFSACKS WARM HABEN !! Ich bin im Paradies. Ich mache das Bett parat und zubereite das Essen und die Jungs müssen sich schon wieder entscheiden, was sie machen sollen. Alexia und Rafal sind im nächsten Refugio, sie haben alle Empfang und chatten. Nach langer Zeit treffen die Jungs endlich eine Entscheidung … sie bleiben hier. Sie bauen draußen ihre Zelte auf, und ich bin froh, dass sie nicht weitergehen. Ich muss mir keine Sorgen mehr um sie machen.

Wir haben heute alle die magische Marke von zweitausend positiven Höhenmetern überschritten und ich hoffe, dass ich morgen noch aufstehen kann :) 

Refugio Alós d’Isil – Cabana de Guerossos / 21.6 km / +2012 m / -1241 m

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