Nacht
Nachts wache ich plötzlich auf, mir ist total schlecht und habe das Gefühl, ICH ATME RAUCH. Ich schlafe im oberen Bett und es gibt überhaupt keinen Sauerstoff hier. ICH ATME NICHT. Ich will nicht an einer Kohlenmonoxidvergiftung sterben und blau wie der Avatar in den Sarg kommen!
ICH HALTE ES NICHT AUS. Mitten in der Nacht ziehe ich aus, das Zelt aufzuschlagen kommt bei diesem Wind nicht in Frage, also mache ich mein Bett draussen, auf der betonierten Fläche direkt vor der Hütte. Es ist kalt und windig, aber die neue Hoffnung aufs Überleben gibt mir Kraft!
Ich habe einen schönen Blick auf die Sterne und „dank dem Wind“ atme ich frische Luft, im Schlafsack zittere ich aber vor Kälte und vom Schlaf kann ich heute Nacht wohl nur träumen. Ich versuche, mich in meinen Boden einzuwickeln, um etwas wärmer zu werden, was NICHT GEHT. Die Plane fliegt jedes Mal weg, selbst wenn ich die Ränder unter die Isomatte schiebe. Mir wird wirklich sehr schlecht, trotz der sauberen Luft atme ich immer noch Rauch von all meinen verrauchten Sachen ein, und mir wird übel. Auch mein Darm verkündet lautstark seinen Unmut. Nach einer Weile wird mir klar, dass das NICHT AUFHÖREN WIRD. Ich nehme meine Schaufel und begebe mich mitten in der Nacht in der sibirischen Kälte und dem Bergwind hinter die Hütte, um ein Loch zu graben. Wie eine Bärenbegegnung ist auch ein erfrorener Hintern nämlich DER TRAUM JEDES ABENTEURERS.
BIS AM MORGEN ÜBERGEBE ICH MICH MEHRMALS und grabe weitere Löcher, wodurch ich die Sammlung von Kuh- und Pferdescheiße rund um die Hütte um seltene Museumsstücke erweitere. Versteht ihr, dass ich JEDES MAL aus dem Schlafsack raus und in das windige Sibirien muss, dass es mir übel ist, dass meine Toilette am Hang ist, es unter Null ist, und obendrein ich mich mit der Windrichtung drehen muss, damit ich MICH nicht ver*** ? Das ist der schlimmste Albtraum, den ich (nicht)träume !!
Wenn es dämmert, ist mir so kalt, dass ich denke, ich wäre ERFROREN. Aber so will ich auch nicht sterben :)) Also ziehe ich in die Hütte zurück. Ich lege mich auf den Boden, mit dem Kopf neben der Tür, die ich offen gelassen habe, damit ich atmen kann. Für etwa eine halbe Stunde lang schlafe ich vor Erschöpfung ein.
Morgen
Endlich ist diese Nacht vorbei. Ich zähle diese Nacht zu den drei schlimmsten meiner bisherigen HRP, und das verdient einen GROSSEN APPLAUS.
Mir ist klar, dass eine Planänderung folgt: MICH IN DIE STADT ERHOLEN GEHE ICH JETZT, nicht am Abend nach zwanzig Kilometern auf dem schönen Grat, den ich für diesen Tag geplant hatte. Ich packe furchtbar langsam und stopfe den Schlafsack mit meinem ganzen Körpergewicht in seine Hülle, weil ich überhaupt keine Kraft mehr habe. Die Frauen Maruš und Vendy geben mir Sachen aus ihrem eigenen Erste-Hilfe-Set mit auf den Weg. Steinkohle will ich nicht, weil ich danach meistens Verstopfung bekomme :)) Tee für den Magen und probiotisches Pulver nehme ich fröhlich entgegen. GIRLS, VIELEN DANK FÜR EURE UNTERSTÜTZUNG :))
Jetzt muss ich nur noch: zwei Stunden zurück nach Arinsal absteigen, einen Bus finden, auf den Bus warten, eine Stunde mit dem Bus in die Hauptstadt fahren, ein Hotel buchen, das Hotel finden, im Hotel ankommen und hoffen, dass ich mich früh einchecken kann. EASY, Hauptsache sich NICHT IN DIE HOSE MACHEN, oder? :))
Auf dem wiederholten Weg zur Toilette und zurück bin ich sicher mindestens einen Kilometer gelaufen :)
