Die HRP begann für mich gestern Abend. Nachdem ich im Dunkeln im Aparra Surfcamp ankam, fand ich mein Zelt und mein Bett gemäß den Fotos auf Whatsapp, da der Check-in bereits geschlossen war. Dann passierte etwas super Schönes – ein Herr fragte mich, ob ich Hunger habe und gab mir etwas zu essen! Er sagte, sie hätten zu viel gekocht :)) So aß ich nachts um 23 Uhr eine frische Paella mit Poulet, Muscheln und Chorizo. Ich sagte mir, es lohnt sich, für solche Momente und Menschen zu leben, und begann, mich auf den Trail zu freuen.

Ich laufe los
Ich starte vom Atlantischen Ozean und 0 m Höhe!


Heute Morgen (11 Uhr) bin ich nach ein paar Geprächen mit den Nachbarn endlich los spaziert. Ich bin zwar allein hier, plaudere aber die genze Zeit mit jemandem. Hendaye ist eine laute, heiße Grenzstadt mit einem langen Strand und vielen Surfern. Als ich heute Morgen durch die Stadt lief, dachte ich, dass ich hier bleiben und surfen lernen könnte, anstatt die 800 km zu Fuss zu laufen. Es war ein sehr schöner Gedanke, aber ich verabschiedete mich vom Meer und ging weiter.

Es war den ganzen Tag über heiß und mein Rucksack ist schwer wie eine Kuh. Ich sehe aus, als hätte es geregnet, aber es ist NUR Schweiß. Der Nebel ist typisch für diese Gegend. Er verdirbt die Aussicht und erhöht die Luftfeuchtigkeit auf wahrscheinlich hundert Prozent. Ich schwitze in den Augen und meine Haare sehen aus wie nach einer Dusche. Gegen Ende des Tages begann es ein wenig zu regnen, was ich begrüßte, weil es so erfrischend war!


Ich laufe über eine Asphaltstrasse zum Dorf Biriatou, in das ich sofort einziehen würde. In den Gärten der traditionellen Häuser blühen überall Hortensien und es duftet nach Glyzinien. Mit einem verträumten Seufzer gehe ich weiter, nun meist auf einem Pfad. Der Aufstieg beginnt und ich steige hinauf. Als ich nach einer Weile auf die Karte schaue, stelle ich fest, dass ich eine Abzweigung verpasst habe! Idiot. Umzukehren würde bedeuten, dass ich die ganzen 100 m absteigen müsste!!!, und das will ich nicht, also entscheide ich mich, weitere 200 m hinzuzufügen und den Hügel zu überqueren, anstatt ihn zu umgehen. Wenn es nicht so neblig wäre, hätte man sicher einen schönen Blick auf das Meer. Ich mache ein Selfie mit meinem Zuhause und dem Nebel. Ich muss aufpassen, dass ich nicht auf jeden Hügel hochlaufe, der mir in den Weg kommt, denn das ist mein übliches Verhalten. Aber so KOMME ICH NIE AN!

Als ich den Hügel hinaufkroch, aktivierte sich nicht nur mein Körper, sondern auch meine Emotionen. Ich kenne diesen Zustand gut, und ich hatte ihn erwartet. Trotzdem war es unangenehm. Ich war traurig, ich vermisste eine Person fest, und ich fragte mich, was ich hier tat und was der Sinn des Ganzen war. Das wird mir regelmäßig passieren. Zum Glück war der Hügel nicht so hoch, so dass es bald vorüber war und ich wieder fröhlicher hinunterging. Ein weiterer Grund, zumindest einige dieser Hügel zu vermeiden.


Nach einem weiteren Gespräch mit einem Herrn, der mir sagte, dass ich mutig sei, komme ich ziemlich schnell zu meinem Tagesziel, dem Col d’Ibardin, aber es gibt keinen schönen Platz zum Schlafen da. Also gehe ich weiter und baue nach etwa zwei Kilometern mein Zelt auf einem schönen Plätzchen neben einer Jagdhütte. Ich hoffe, dass die Jäger mich in der Nacht nicht für Raubwild halten.
Hendaye – Usategieta / 19.9 km / +955 m / -700 m